Playoffs 2014: Oldenburg-Bonn

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2009 und 2013: Das sind die zwei sportlich erfolgreichsten Jahre in der Vereinsgeschichte der EWE Baskets Oldenburg. 2009, weil sie ihren ersten Meistertitel holten. 2013, weil es fast der zweite wurde.

Vor allem 2009 wird auch den Telekom Baskets Bonn noch in bester Erinnerung sein. In der Finalserie hieß es damals EWE Baskets gegen Telekom Baskets. Bonn verspielte in den letzten Sekunden erst eine knappe Führung, dann die Meisterschaft. „Die Baskets werfen in der entscheidenden Phase zwei Mal den Ball in die Hände der Oldenburger. Und wir sind wieder Vize-Meister“, brach Stephan Unkelbachs Stimme damals in der Übertragung von Radio Bonn/Rhein-Sieg.

Im letzten Jahr kam es wieder zum Aufeinandertreffen der Baskets, die einen in Gelb, die anderen in Magenta. Dieses Mal im Viertelfinale. Wieder über fünf Spiele, wieder mit dem besseren Ende für Oldenburg.

Nun also reisen die Bonner zum dritten Mal in sechs Jahren für ein Spiel eins in den Playoffs gen Oldenburg. Zum dritten Mal würde ein entscheidendes fünftes Spiel in der Oldenburger Arena ausgetragen werden.

Oldenburg besitzt das Heimrecht, was natürlich ein Vorteil ist. Kein einziges Heimspiel haben die EWE Baskets im Kalenderjahr 2014 abgegeben. Dabei haben sie Ulm, Bayern und Alba vor heimischem Publikum, Bamberg sogar in der Ferne geschlagen. Dass ihnen trotzdem wieder niemand wirklich etwas zutraut, könnte ihnen in die Karten spielen.

Bonns Situation steht unter völlig anderen Vorzeichen: Vier Jahre Jared Jordan kamen Ende Februar zu einem jähen Ende; Eugene Lawrence versucht seitdem, die großen Fußstapfen zu füllen. In dieser Saison konnten die Bonner zwar einmal Berlin schlagen (in fünf Spielen), gegen Bayern und Bamberg aber hagelte es Niederlangen. Dafür – und das ist im Hinblick auf das Viertelfinale etwas wichtiger – entschieden sie beide Duelle gegen Oldenburg für sich. Ob die direkten Duelle in der regulären Saison aber als Gradmesser zählen können, sei mal dahingestellt.

Oldenburgs Stärke: die Rückkehr von Adam Chubb

Adam Chubb jedenfalls ist pünktlich zur wichtigsten Zeit des Jahres von seiner Verletzung zurückgekehrt. Viel hängt davon ab, ob und wie schnell der Oldenburger Center seine Rolle unter dem gegnerischen Korb findet. Auch ohne ihn stellte Oldenburg die vierteffizienteste Offensive der Liga; mit 112,5 Punkten pro 100 Ballbesitzen reihten sie sich hinter der Konkurrenz aus München, Berlin und Bamberg ein. Oldenburg ist zudem das beste Drei-Punkte-Team der Liga und traf in der regulären Saison knapp 40 Prozent von außen. Von der Position eins bis vier kann jeder werfen. Nur drei Mannschaften hingegen lassen eine höhere Prozentzahl von jenseits der 6,75-Meter-Linie zu als Bonn.

Und auch wenn Chubb keine Dreier wirft, so nimmt er doch auch auf das Shooting der Oldenburger einen großen Einfluss: Platzieren sich Oldenburgs starke Schützen hinter der Dreierlinie, ist für Chubb Platz in der Zone. Kommt die Hilfe, findet der Ball den Weg nach außen und über ein, zwei Stationen den freien Mann. Gut 100 Minuten stand Chubb in den letzten fünf Hauptrundenspielen auf dem Parkett. Zwar ist das nur ein kleiner Ausschnitt, aber die Dreierquote der Baskets mit Chubb auf dem Feld war stärker als ohnehin schon und fiel deutlich ab, wenn der Center nur auf der Bank saß.

Da Chubb aber auch in seinem achten Jahr in der Beko BBL nicht als herausragender Verteidiger gilt, wird es für Bonn darum gehen, seine Großen um Tony Gaffney und Jamel McLean ins Spiel zu bringen. Zum einen zieht kein Spieler mehr Freiwürfe als McLean, was auch deswegen zum Faktor werden könnte, weil Oldenburg sich unter dem eigenen Korb oft nur mit Fouls zu helfen weiß. Zum anderen nehmen die Bonner seit der Verpflichtung von Eugene Lawrence deutlich mehr Würfe in der Zone als noch unter Jordan – zumindest in der Theorie sind das die einfachen Abschlüsse. Und Oldenburg hat schlicht Schwierigkeiten gezeigt, diese zu verteidigen.

Bonns Schwäche: Ballverluste und Rebounds

Ein anderes Thema sind Bonns Ballverluste. Die von Jared Jordan geführten Teams verloren traditionell nur selten den Ball. Seit dieser aber nach Franken abgewandert ist, ist die Zahl der Turnover stark nach oben ausgebrochen. Oldenburg erzwingt viele dieser Ballverluste, hat in Chris Kramer einen der besten Fastbreak-Spieler der Liga und weiß, die kleinen Fehler zu bestrafen. Zwar rangiert Oldenburg in Punkten nach Ballverlusten nur im Mittelfeld der Liga; jeder Turnover ist aber eine Möglichkeit weniger, gegen die starke Oldenburger Defensive zu punkten. Bonns Offensive ist zu inkonsistent, als dass sie sich diese Fehler erlauben kann.

Gleiches gilt wohl für das Rebounding: Bonn gehört nach den Abgängen im letzten Sommer zu den schwächsten Rebound-Mannschaften der Liga, ist das mit Abstand schwächste aller Playoff-Teams. Zwar zeigen die Werte über die letzten Wochen leicht nach oben, aber gerade beim Offensiv-Rebound würden den Bonnern einige Prozent mehr sehr helfen; vor allem gegen eine Defensive, die ihnen wenige leichte Würfe erlauben wird. (Auch hier macht sich natürlich Chubbs Rückkehr bemerkbar, der Oldenburg im Kampf um den defensiven Rebound eine ganz andere Qualität verleiht.)

Prognose

Für und wider, es wird eine spannende Serie. Viel individuelle Klasse auf beiden Seiten, zahlreiche Akteure, die Spiele entscheiden können. In Reihen Oldenburgs fallen hierbei vor allem Rickey Paulding und Julius Jenkins ins Auge. Paulding befindet sich mit durchschnittlich 20 Punkten aus den letzten fünf Spielen (samt 60-prozentiger Dreier-Quote) schon in Playoff-Form; wie sehr Jenkins heiß laufen kann, wissen die Bonner nur zu gut aus der vergangenen Playoff-Serie.

Am Ende wird sich aber die geschlossene Mannschaftsleistung der Oldenburger durchsetzen, zu groß wirkt der Verlust von Jared Jordan auf die Offensive der Bonner und zu stark präsentierte sich Oldenburgs Defensive über weite Strecken der Saison.

Zudem geht Oldenburg mit der Ausnahme von Ronnie Burrell mit exakt dem Kader in die Playoffs, der letztes Jahr erst im Finale so knapp an Bamberg scheiterte. Die Spieler haben all diese Situationen nicht nur individuell, sondern als Team schon durch- und erlebt und würden die offene Rechnung mit Bamberg nur zu gerne begleichen. Die Erfahrung und das kleine Plus an Motivation werden sich auszahlen in Spielen, in denen Kleinigkeiten den Unterschied machen.

Oldenburg in fünf.

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  • Ingo Levin

    Schöner Artikel! Gleich mal geteilt :-)

    Stichwort Heimvorteil:
    – Seit 2008/09 wurden 26 von 35 (74%) Playoffserien vom Heimteam gewonnen.
    – Dabei war allerdings mit 2009/10 ein ziemlicher Ausreißer mit 5 von 7 Auswärtssiegen.

    – In Spielen ausgedrückt seit 2008/09: 91 von 142 (64%) wurden vom Heimteam gewonnen.

    • Jannes Schäfer

      Ich danke dir :) Interessante Statistik. Vielleicht verkennt sie aber die Tatsache, dass das Team mit Heimvorteil meist auch das stärkere ist. Sprich: Nicht, weil das Team Heimvorteil hat, ist es das bessere, sondern weil es das bessere Team ist, hat es auch den Heimvorteil und gewinnt die Serie. Was meinst du?

      • Ingo Levin

        Ja ganz genau, Korrelation und Kausalität sind zwei verschiedene paar Schuhe. Wir beobachten einfach einen Zusammenhang zwischen Heimvorteil und Sieg des Heimteams, aber das sollte nicht bedeuten, dass das eine (Heimvorteil) das andere (Sieg) notwendigerweise kausal bedingt…
        Die beiden Sachen treten halt gemeinsam auf, aber wahrscheinlich eher deswegen wie du schon sagst, weil das Team mit dem besseren record in der regulären Saison eben einfach auch meist das bessere Team ist…

        Im Playoffmodus wo über fünf Spiele gespielt wird, ist das “Überrauschungsmoment”, dass mal ein underdog gewinnt, sowieso recht gering.. was sich halt auch mit den beobachteten 74% deckt

  • Ingo Levin

    Ausserdem gewinnt fast immer das Team die Serie, das den besten Spieler stellt. Und der ist Julius Jenkins in dieser Serie.

    Ich denk auch so 3-1 für OLD.