Die richtigen Antworten

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Vier Meisterschaften in vier Jahren. Manch einer mag sich etwas mehr Spannung wünschen. Lange sah es so aus, als müsste sich Bamberg in dieser Saison schon früh geschlagen geben und als könnten stattdessen die Bayern durch Hauptrunde und Playoffs marschieren.

Der FC Bayern aber, der im Gegensatz zu Bamberg noch immer mit der Doppelbelastung zu kämpfen hat, lässt leicht Federn. Bamberg selbst hat auf die wenig zufriedenstellenden Leistungen der ersten Saisonhälfte reagiert und unter der Saison deutlich nachgerüstet.

Nach der Verpflichtung von Elias Harris gewann Bamberg 10 Spiele in Folge und konnte sich kurz vor Ende der Wechselfrist auch noch die Dienste des besten Pass-First-Guards der Liga sichern. Der Kampf um die Meisterschaft ist also wieder eröffnet.

Werfen wir den Blick auf einige Spieler, die sich im Teamverbund herausheben, positiv wie negativ.

Jordans neuer Wind

Jared Jordan ist ein Phänomen. Unglaublich, wie schnell er sich in die Offensive der Bamberger eingefügt hat. Man könnte sagen, er müsse unter Fleming nicht die Last tragen, die er in Bonn zu schultern hatte, aber genau das tut er seit Spiel 1 gegen Würzburg. Und er tut es sehr effizient.

Natürlich ist das Sample für Jordan noch immer sehr klein, auf 112 Minuten kam er in bisher vier Spielen für die Brose Baskets, darunter zwei Blowouts gegen Würzburg und Ludwigsburg. Zu viel Gewicht darf man seinen Zahlen darum noch nicht zukommen lassen.

Trotzdem: Seine Werte belegen, was das Auge sieht. In der Bundesliga wohl bekannt, in Bonn schmerzlich vermisst, findet er seine Mitspieler wie kaum ein anderer. 32,7 % aller Treffer konnte er bisher vorbereiten, die Bamberg während seiner Spielzeit erzielt hat. (Der mit Abstand höchste Wert aller Spieler im Kader.)

Bambergs Turnoverrate steigt von 15,8 % mit Jordan auf dem Feld auf 22,2 % mit ihm auf der Bank. Ist das viel? Ligaweit ist es jedenfalls der Unterschied zwischen (unangefochtenem) Platz 1 und Platz 16 in dieser Kategorie. Vier Spiele, ja, aber der deutliche Trend ist nicht zu verkennen.

Goldsberry als verlässliche Größe

Dann ist da John Goldsberry, Flemings verlängerter Arm auf dem Feld. 13 von 25 Spielen setzte der Floor General bisher in der Liga aus. Ein Luxus, den sich in der BBL genau zwei Teams leisten können. Lässt Fleming ihn denn ran, bereiten die Bamberger Spieler deutlich mehr Körbe ihrer Kollegen vor als ohne ihn. Auch Goldsberry macht seine Mitspieler besser: Er hebt die effektive Wurfquote der Brose Baskets auf 61,8 %, ein unglaublicher Wert.

Eigentlich gilt er als Ruhepol, als einer, der dem Team die Übersicht verschafft, die seine Mitspieler gerade verlieren. Da Fleming ihn in dieser Saison als den Kopf vieler Small-Ball-Aufstellungen bringt, zeichnet er sich allerdings für ein eher unerwartet hohes Spieltempo verantwortlich, sorgt dafür aber für weniger Ballverluste im Spielaufbau.

Ohne Gavel geht nichts

Seien wir ehrlich: Für den Finals-MVP im letzten Jahr gegen Oldenburg gab es Kandidaten, die sich mehr aufdrängten als Gavel. Und auch in dieser Saison würde muss man ihn nicht unbedingt als MVP-Kandidaten sehen. Dass sein Name im Mai aber dennoch in den Topf geworfen wird, verdient er sich, indem er dahin geht, wo’s weh tut.

Wenn das Spiel physisch wird, geht Gavel voran und steckt ein, was die gegnerische Abwehrreihen unter dem Korb austeilen. Sein Dreier, seit jeher eine Konstante in Tonos Spiel, fällt auch in diesem Jahr wieder sicher (43,5 %) und schafft Raum in der Zone. Mit ihm auf dem Feld erzielt Bamberg 17,9 Punkte pro 100 Ballbesitze mehr als der Gegner, ohne ihn 0,4 Punkte pro 100 weniger; Gavel ist folglich der einzige Spieler im Kader, ohne den Bamberg im Saisonverlauf weniger Punkte erzielt als der Gegner (Jordan ausgenommen).

Saison (ohne Playoffs) 3PM 3PA 3P%
2013/2014 (nach 25 Spielen) 40 92 43,5
2012/2013 69 148 46,6
2011/2012 46 112 41,1
2010/2011 57 141 40,4
2009/2010 41 99 41,4

Statistiken von der offiziellen Liga-Seite

 

Harris‘ Dreier

Harris wurde am College und auch in der NBA vorgeworfen, sein Dreier würde nicht konstant fallen. Dass er die Kritiker keine Lügen strafen konnte, war wohl auch ein Grund, warum er aus dem Roster der Lakers flog. Angekommen in Bamberg scheint er aber jegliche Schwäche von jenseits der Dreipunktlinie vergessen zu haben: 45,7 % (16-35) traf er bisher über zwölf Spiele, Team-Spitze (gleich hinter Maik Zirbes, der genau einen Dreier genommen hat) und ein wichtiger Faktor im Bamberger Spiel. (Zumal die Quote auf gerade mal 31,7 % fällt, wenn Harris sitzt.)

Rakim Sanders auf PF

Mit der Verpflichtung von Harris, so hätte man denken können, würde Rakim Sanders wichtige Minuten verlieren. Stattdessen spielt er sogar mehr und vor allem endlich gut. Der Dreier entwickelt sich vielleicht gerade zu einer konstanten Größe in seinem Spiel, mit seiner Athletik und Physis kann er aber ohnehin beide Forward-Positionen bekleiden.

Besser aufgehoben jedoch scheint er auf Power Forward, zumindest dreht Flemings Team defensiv dann so richtig auf, kassiert gerade mal 84,5 Punkte pro 100 Ballbesitze. Ein überragender Wert, der vor allem durch starkes Defensiv-Rebounding zustande kommt. Individuell reboundet Sanders besser defensiv, wenn er auf der Vier spielt, und macht Bamberg am offensiven Brett stärker, wenn er auf der Drei reinkommt.

Bamberg-Lineups Pace OffRtg DefRtg NetRtg
mit Sanders auf PF 75,7 108,2 84,5 23,7
mit Sanders auf SF 70,0 109,9 99,5 10,4
ohne Sanders 72,1 113,0 103,2 9,8

 

Fischer als der rettende Anker

Mit seiner hochgetragenen Hose und dem breiten Grinsen wirkt D’Or Fischer oft wie eine zu groß geratene Kopie von Steve Urkel. Zwar fehlt diesem Bild die Brille, aber die braucht er offensichtlich auch nicht, um unter dem eigenen Korb aufzuräumen. Mit 2,5 Blocks pro Spiel führt er die Liga mit großem Abstand an und reboundet fast ein Viertel aller gegnerischen Fehlwürfe. In der Summe ergibt das 88,2 zugelassene Punkte auf 100 Ballbesitze, kein Spieler übt defensiv einen noch größeren Einfluss aus.

Was nicht so läuft

Velickovic und Wright haben die Franken mittlerweile verlassen, rein statistisch lässt sich das auch relativ einfach als gute Entscheidung verkaufen:

Mit Wright auf dem Feld, als Point Guard verpflichtet, ging knapp der Hälfte aller Körbe ein Assist voraus, nur wenige Aufstellungen müssen auf einen geringeren Wert verweisen.  Viele Turnover und schwache Quoten unter seiner Regie machten Bamberg ohne Wright offensiv deutlich besser als mit ihm; defensiv hatte er den Zahlen nach kaum Einfluss auf das Bamberger Spiel.

Für Velickovic sieht es noch düsterer aus: Ohne ihn erzielten die Bamberger hochgerechnet auf 40 Minuten (also ungefähr ein Spiel) 12,9 Punkte mehr als der Gegner, mit ihm auf dem Feld ganze 20,0 Punkte weniger. Ich könnte jetzt jede Menge Kategorien anführen, in denen Bamberg mit Velickovic deutlich schlechter abgeschnitten hat als mit, aber dieser Plus-Minus-Wert allein fasst es ganz gut zusammen.

Und von den noch Aktiven?

Maik Zirbes produziert (nach Velickovic) das schwächste aller Defensiv-Ratings. Bamberg erzielt pro 100 Ballbesitze zwar immer noch 4,3 Punkte mehr als der Gegner, wenn Zirbes unterm Korb steht, ohne ihn sind es aber ganze 20,5 Punkte mehr. Die Reboundzahlen sind durchschnittlich, die Turnover hoch.

Für Jamar Smith kann man argumentieren, dass er vor allem als Guard Probleme zu haben scheint. Spielt er auf dem Forward-Spot läuft es eher nach Flemings Vorstellungen.

X-Faktor: Smallball

Wie im Goldsberry-Abschnitt kurz angerissen, ist Smallball in dieser Saison eine erfolgreiche Option für Chris Fleming. Rutscht Gavel auf die 3, brennen die Brose Baskets ein Offensivfeuerwerk ab: 122,1 Punkte pro 100 Angriffe erzielt Bamberg dann. Nur mit Ford auf Center sind sie noch effizienter.  Defensiv sind es die Aufstellungen um Sanders als Power Forward und Ford unter dem Korb, die das Rating nach oben treiben.

Die kleinen Aufstellungen um Gavel und Ford sind offensiv so effizient, weil sie als Team unglaublich hohe Quoten werfen (zw. 60 und 67 %eFG) und überdurschnittlich viele Fouls ziehen. Die Aufstellungen um Sanders und Ford sind vor allem im Defensiv-Rebound sehr stark, greifen bis zu 80 % aller Fehlwürfe der Gegner, das wäre mit Abstand Ligaspitze. Sie spielen außerdem sehr schnell und verlieren trotzdem nur selten den Ball.

Im letzten Ligaspiel gegen Berlin ließ Fleming Casey Jacobsen aussetzen und startete eine sehr kleine Aufstellung mit drei Guards (Goldsberry, Jordan, Gavel) und Ford auf Center. Zwar verlor Bamberg die Begegnung, aber erwischte auch einem Tag, an dem selbst die offenen Würfe nicht fielen.

Schon im Halbfinale könnte der Plan aber aufgehen und Bamberg den Albatrossen den Vorteil unter dem Korb nehmen. Dafür müssen sie nur ihre Würfe treffen.

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