Die Causa Coby Karl

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Vergangenes Frühjahr war die Welt noch in Ordnung: Dank einer Wildcard waren die MHP Riesen Ludwigsburg trotz sportlichem Abstieg als Erstligist in die BBL-Saison 2013/14 gegangen – und spielten sich neuformiert direkt bis in die Playoffs.

Im Viertelfinale wartete der große FC Bayern, und die Barockstädter dachten nicht daran, die Serie kampflos abzuschenken: In Spiel zwei fasste sich Coby Karl ein Herz, erzielte zehn seiner insgesamt 20 Punkte im letzten Viertel und traf im Zurückfallen mit Ablauf der Uhr den Wurf zum Sieg … dem ersten Ludwigsburger Playoffsieg seit sieben Jahren.

Ludwigsburg sollte in der Folge kein weiteres Spiel dieser Serie mehr gewinnen. Aber das war auch egal. Der Heimerfolg im zweiten Spiel war ein mehr als krönender Abschluss einer erfolgreichen Saison.

Allein: Einen großen Wermutstropfen würden Team und Fans wohl bald schlucken müssen; Coby Karl, in der Hauptrunde zum Anführer, in den Playoffs zum Held gewachsen, schien seinen letzten Schlacht für das Team um Coach John Patrick geschlagen zu haben. Sein Vertrag lief aus, mit seinen guten Leistungen hatte er viel Werbung in eigener Sache gemacht. Und so geriet die Personalie Karl zu wichtigsten des Sommers.

„Ich liebe dieses Team“, fasste Karl im Anschluss an seinen Game-Winner gegen den FCB die Emotionen zusammen. „Sie kämpfen so hart. Es geht wirklich nicht um mich, es geht um sie.“ Vielleicht war es diese Verbundenheit zu Mannschaft und Verein, die ihn zum Bleiben bewegte. Denn nur drei Wochen nach dem Playoffaus konnten die Riesen Vollzug melden: Coby Karl hatte für eine weitere Saison unterschrieben.

Es war die Leichtigkeit, die Karls Spiel im vergangenen Jahr auszeichnete. Dank seines hohen Basketball-IQs und des guten Ballhandlings füllte Karl in Ludwigsburg nicht selten die Rolle des Point Forwards aus. Er kreierte für sich und seine Mitspieler, übernahm Verantwortung, wenn es wichtig war, und verteidigte mit allem, was er hatte. Punkte, Rebounds, Vorlagen – für alles war er zuständig. Um im System von Coach John Patrick zu bestehen, braucht es diese Fähigkeiten. Und Coby Karl wuchs zum Liebling von Trainer und Fans.

Deswegen ist es gleichermaßen erschreckend wie faszinierend, dass jetzt – knapp ein halbes Jahr später – von der großen Begeisterung um Karl, seiner unantastbaren Stellung unter Patrick und der spielerischen Finesse nicht mehr viel übrig bleibt. Vom Heldenstatus zu „unter ferner liefen“: Die Chronologie eines tiefen Falls.

[Diesen Artikel habe ich exklusiv für GOT NEXXT geschrieben. Wer Unterstützer ist und weiterlesen möchte, folgt einfach diesem Link.]

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