Ob man will oder nicht: Statistiken bilden den Basketball immer allumfassender ab. Von dem, was in der NBA mittlerweile Standard ist, scheint die Bundesliga noch meilenweit entfernt. Ein Appell, dies zu ändern.
Ja, Boxscores sind älter als Basketball. Lange bevor James Naismith anfing, Fußbälle auf Pfirsichkörbe zu werfen, wurde Sport statistisch ausgewertet. Keiner wird gezwungen, die Zahlen zu nutzen; alle aber haben ihre Daseinsberechtigung. Denn in erster Linie liefern sie – in welcher Form auch immer – zusätzliche Informationen. Und Informationen sind hilfreich, solange sie richtig interpretiert werden.
Einst habe ich versucht, eine Art „Stats 101“ zu geben; mittlerweile ist das Internet voll davon. Auch eine Historie der Zahlengewinnung im Basketball soll diese Kolumne nicht leisten. Sagen wir einfach: In den knapp 70 Jahren seit Gründung der NBA haben sich auch die Statistiken gewandelt, mit denen das Spiel durchleuchtet wird – und dringen seit Anfang des Jahrtausends in eine neue Dimension vor.
Denn aus dem „Analytics Movement“ ist ein großes Geschäft geworden: Mindestens 250.000 US-Dollar soll jede NBA-Franchise jährlich für die Erhebung und Auswertung von Daten ausgeben; bei manchen liegt das Budget wohl deutlich darüber. Jeden vermeintlichen Wettbewerbsvorteil lassen sich die Teams eine Menge kosten. Dabei setzen sie nicht nur auf Technik, sondern vor allem auf Personen, die diese Technik verstehen. Die Vorreiter dieser Bewegung wurden zu großen Teilen von Franchises oder Medienimperien abgeworben; viele Jobs, die in der NBA abseits des Parketts vergeben werden, gehen mittlerweile an Menschen, die nie professionell Basketball gespielt haben. Stattdessen können sie mit Zahlen umgehen. Und Zahlen sind im Trend. Denn unabhängig davon, wie man zu dieser Entwicklung steht: Das Verständnis des Spiels haben sie revolutioniert.
Es könnte so einfach sein
Wie so oft kommt der Anstoß also aus den USA. Als ich angefangen habe, all diese „neuen“ Ideen auf Bundesliga-Basketball anzuwenden, war ich nicht der erste. Sebastian Starke (@DerSportsfreund) hatte sich vereinzelt mit Offensiv- und Defensiveffizienz in der BBL beschäftigt; ein Thema, an das ich meine ersten Blog-Einträge eigentlich nur angelehnt hatte. Und vor allem Simon Jatsch (@sJacas) hat sich nicht zuletzt durch jahrelange Arbeit an einer tiefgreifenden Euroleague-Statistikdatenbank einen Namen gemacht. Das zumindest sind zwei Protagonisten, von denen ich viel gelernt habe; wahrscheinlich gab es deutlich mehr, die ich damals nur nicht wahrgenommen habe. Auf Schoenen-Dunk.de, in kleinen Blogs, am heimischen PC entstehen diese Zahlen auch für deutschen Basketball vielleicht schon viel länger, wer weiß. Auch all jene allerdings machten erste Schritte wohl erst nach einem Blick nach Übersee.
[Dieser Text ist der Auftakt zu einer Kolumne, die ich exklusiv für CROSSOVER schreibe. Wer weiterlesen möchte, folgt einfach diesem Link.]