Vor der Saison führte die FIBA eine neue Regel ein: Nach einem Offensiv-Rebound gibt es nicht mehr 24, sondern nur noch 14 Sekunden für den Abschluss eines Angriffs. Schneller sollte das Spiel dadurch werden. Mit Erfolg?
14 Sekunden nach einem Offensiv-Rebound? Die Regeländerung der FIBA vor der laufenden Spielzeit klang eher verstörend. Warum sollte das angreifende Team für einen Offensiv-Rebound bestraft werden? Das sollte sich mir nicht direkt erschließen.
Zwei Szenarien: Angenommen, Kerron Johnson zieht bei drei verbleibenden Sekunden auf der Wurfuhr zum Korb. Er verlegt, und Jon Brockman sichert sich den offensiven Abpraller. Der Angriff kommt spät in der Uhr, Ludwigsburg kriegt nur 14 Sekunden zurück – das leuchtet mir ein.
Wenn Je’Kel Foster aber bei 19 verbleibenden Sekunden einen offenen Dreier verwirft, bekommt Bayreuth ebenfalls nur 14 Sekunden zurück, wenn Javon McCrea sich den Rebound angelt. Coach Mike Koch kann mit ihm meckern, aber ich finde, die FIBA sollte ihm da nicht auf den Füßen stehen.
Letztendlich mag die Regeländerung bei einem Offensiv-Rebound von McCrea gar keinen großen Unterschied machen: Er ist einer von den Spielern, die sprunggewaltig genug sind, den Abpraller direkt reinzutippen oder nach einer Ladung umgehend wieder hochzusteigen – Spieler mit dieser Fähigkeit (bzw. Teams mit diesen Spielern) profitieren in der laufenden Spielzeit stark von der Regeländerung.
Für andere Teams aber – die, die sich auf den großen Positionen ohnehin mit dem zufrieden geben müssen, was andere abfallen lassen bzw. übersehen – stellt die neue Regel einen weiteren Nachteil dar; nicht nur wegen der oft mangelnden Qualität auf den großen Positionen. Denn weiter wurde philosophiert, dass der neue Passus im Regelwerk den finanzstarken Teams auch in einem zweiten Aspekt zum Vorteil gereicht: den Teams nämlich, die sich überdurchschnittlich gute „Deutsche“ leisten können. Denn die Zipsers, Theises oder Ohlbrechts dieser Liga können auch in 14 Sekunden etwas kreieren. Die Stückemanns, Igbavboas oder Jönkes hingegen müssen zusehen, wie die „Amis“ den Angriff übernehmen. Weniger Halbfeld, weniger deutsche Spielanteile, so anscheinend die These. Ich würde dem nicht zustimmen, aber sie war da draußen.
[Dieser Text ist Teil einer Kolumne, die ich exklusiv für CROSSOVER geschrieben habe. Wer weiterlesen möchte, folgt einfach diesem Link (der mittlerweile auf basketball.de weiterleitet).]