Es wurde zum Running-Gag der diesjährigen NBA-Playoffs: „Seriously, how’s it goink?“ Phil Jackson, einer der größten Trainer aller Zeiten, wollte wissen, wie es in den Playoffs für Teams läuft, die viele Dreier nehmen. Ob der sarkastische Unterton tatsächlich impliziert war oder ihm nachträglich angehängt wurde, ist unklar. Auch ein Interview voller Jibberisch, das er einige Wochen später gab, konnte keine Aufklärung leisten. Deutlich aber wurde, dass seine Idee von Basketball, und damit die vieler traditionsbewusster Puristen, aus der Zeit gefallen ist. Nicht, weil etwas Neues unbedingt besser ist – auch, wenn die Knicks im letzten Jahr nicht wenig Werbung für attraktiven und erfolgreichen Basketball machen konnten –, sondern weil sich die Vertreter einer neuen Idee immer weiter in den Vordergrund spielen und sportlich durchaus erfolgreich sind.
Dabei sollte der Widerstreit gar keiner sein. Wenn Jackson sich dem Dreipunktewurf verschließen möchte, kann er das tun. Ist dann halt blöd. Denn wie sich herausstellte: „It’s goink pretty well.“
Ein Team, das großen Wert auf den Distanzwurf legte, die Golden State Warriors, hat soeben die NBA Finals für sich entschieden, nachdem es schon in der Regulären Saison amtliche 67 Siege einfahren konnte. Ein anderes, die Atlanta Hawks, verlor (mit einer quasi angeschlagenen Ersten Fünf und ohne Kyle Korver) erst in den Conference-Finals gegen LeBron James’ Cavaliers. Und ein weiteres, die Houston Rockets, scheiterte ebenfalls erst in den Conference-Finals gegen den späteren Meister aus Oakland. Houston um seinen General Manager Daryl Morey steht dabei wohl am ehesten stellvertretend für den neuen Stil, der die NBA mehr und mehr zu überschwemmen scheint.
Von der NBA in Europa lernen?
Die Idee ist einfach: effiziente Würfe sind gut, ineffiziente Würfe schlecht. Das bedeutet Freiwürfe, weil sie die vermeintlich einfachsten Versuche im Basketball sind. Abschlüsse in Ringnähe, weil kein Wurf aus dem Feld hochprozentiger fällt. Und Dreier, weil sie mehr Punkte bringen. Alles dazwischen, die Mitteldistanz, ist verpönt. So jedenfalls der überzeichnete Grundgedanke.
In seiner krassesten Form – so, wie ihn die Houston Rockets spielen – wird sich „Moreyball“ kaum ligaweit durchsetzen. Aber die Tendenzen hin zum Dreipunktewurf sind unverkennbar. Steve Kerr, Meistertrainer der Warriors, ließ jüngst verlauten, dass sich auch die zweitbeste Offense der Liga noch verbessern könne. Der Dreier fiel in der abgelaufenen Saison so sicher wie bei keinem anderen Team. Punkt eins deswegen auf der Agenda für kommendes Jahr: mehr Freiwürfe. Für noch mehr leichte Punkte. Die Warriors waren erfolgreich, auch die Rockets und die Hawks. Und was in der NBA Erfolg hat, wird seit jeher kopiert. Auch diesseits des Pazifiks?
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