court-side.de » Jagla http://court-side.de Mon, 13 Jun 2016 14:45:06 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.1.41 Playoffs 2014: Statistische Aufbereitung der Finals http://court-side.de/beko-bbl-playoffs-2013-14-fc-bayern-munchen-alba-berlin-statistische-aufbereitung-der-finals-in-kooperation-mit-der-five/ http://court-side.de/beko-bbl-playoffs-2013-14-fc-bayern-munchen-alba-berlin-statistische-aufbereitung-der-finals-in-kooperation-mit-der-five/#comments Mon, 07 Jul 2014 06:01:38 +0000 http://court-side.de/?p=745 Wurfquoten, Offensivrebounds, Ballverluste, Freiwürfe – nach Dean Oliver sind dies die vier Faktoren, die (in abnehmender Gewichtung) über Sieg und Niederlage im Basketball entscheiden. Spiele, Serien, Meisterschaften. In den diesjährigen BBL-Finals behielt der FC Bayern München in drei dieser vier Kategorien die Oberhand, ging in vier Spielen drei Mal als Sieger vom Platz und sicherte sich so die erste Meisterschaft seit 1955. Als eines der besten Offensivteams der letzten 16 Jahre.

Es war das nicht unerwartete Aufeinandertreffen zweier Superlative. Die beste Offensive gegen die beste Defensive der Liga. Der MVP gegen den besten Verteidiger. Der Serienmeister vergangener Tage gegen den designierten Serienmeister der kommenden Jahre.

Auf dem Parkett sollten die Finals bei aller Intensität allerdings nicht unbedingt die antizipierte Spannung bieten. Es brauchte kein fünftes Spiel, um den Meister zu küren. Zwei der vier Spiele grenzten an Blowouts, die anderen beiden wurden zumindest nicht erst mit dem letzten Wurf entschieden.

Allerdings, und hier wurde das Basketballherz entlohnt, wurde der Zuschauer Zeuge zweier historisch guter Offensivreihen. Nur das Bamberger Team um Brian Roberts und P. J. Tucker war 2012 in einer Finalserie offensiv effizienter als die Bayern, nie war das verlierende Team im Angriff so stark wie Alba in diesem Jahr. Bayern rangiert an Platz 2, Alba an Platz 6 der stärksten Final-Offensiven der letzten 16 Jahre.¹

final_offensiven

Die zehn effizientesten Final-Offensiven der letzten 16 Jahre: Bayern an Platz 2, Alba an Platz 6.

Aber was hat die Offensiven so stark gemacht? Und was machte letztendlich den Unterschied?

Lineups

(Zu den fünf effizientesten Lineups der Playoffs geht’s hier entlang.)

Betrachtet man die Formationen, die für das jeweilige Team besonders gut funktionierten, so springen einem vor allem einige Lineups des Meistes ins Auge. Wie schon gegen Ende der Hauptrunde spielte Svetislav Pesic gerne kleine Aufstellungen, vorzugsweise mit Robin Benzing auf der Vier.² Hochgerechnet auf 100 Ballbesitze machte Bayern in diesen Aufstellungen 6 Punkte mehr als Alba, mit Benzing auf der Drei 30 Punkte weniger.³ Sowohl offensiv als auch defensiv war Bayern in den kleinen Aufstellungen deutlich überlegen.

Natürlich sind dies nur nominelle Werte: Offensiv mag Benzing auf Power Forward agiert, defensiv wegen seiner oft unterlegenen Physis zeitweise den Small Forward verteidigt haben. Die Grundtendenz wird aber deutlich. Und die zeigt zudem auf, dass Benzing in den Finals am besten funktionierte, wenn John Bryant neben ihm die Zone dichtmachte.

Wer in allen Kombinationen und auf jeder Position groß aufspielte, war Bryce Taylor. 110 Minuten stand Taylor in den Finals auf dem Parkett. Als Shooting Guard, Small Forward oder Power Forward. Offensiv erzielte Bayern 131 Punkte pro 100 Ballbesitze in dieser Zeit, defensiv kassierten sie nur 107 pro 100. Wenn Taylor allerdings saß, warfen die Münchner deutlich schlechter aus dem Feld, leisteten sich mehr Ballverluste, verloren den Rebound deutlich und gingen seltener an die Linie.⁴ Finals-MVP? Bryce Taylor hätte es verdient gehabt.

taylor_finals

Team-Statistiken des FC Bayern in den Finals mit vs. ohne Bryce Taylor auf dem Parkett.

Gewonnen hat vielleicht die Mannschaft mit der höheren individuellen Klasse, bis in die Finals spielten sich aber beide, weil sie vor allem als Team funktionierten. Kommen wir also für einen allgemeineren Teamvergleich zurück zu Dean Olivers Four Factors, denn diese geben – rein statistisch betrachtet – einen guten Überblick über das, was in den diesjährigen Finals für den FC Bayern entscheidend besser lief.

Quoten

Effektive Wurfquote⁵: Bayern 56,8 %, Alba 51,8 %.

Zunächst fällt der Blick auf das enorm hohe Wurfglück der Münchner – wobei man schwer von „Glück“ sprechen kann, wenn man über eine komplette Serie so gut trifft. Zwar nicht aus allen Lagen, aber vor allem von da, wo es am meisten weh tut. Denn beide Teams taten alles dafür, den Gegner nicht unter dem Korb punkten zu lassen. Und so wichen folglich beide Teams auch vermehrt in die Mitteldistanz und hinter die Dreierlinie aus.

Bei Alba wussten Hammonds, Stojanovski und Radosevic mit ihren Würfen zwischen Zonenrand und Dreipunktelinie zu überzeugen. Gerade Radosevic poppte häufig an die Freiwurflinie und versenkte seinen butterweichen Jumper hochprozentig. 13-für-18 (72,2 %) hieß es nach vier Spielen für ihn, eine unglaublich gute Ausbeute.

Auch aus dem Dreipunkteland lief es für Albas Verhältnisse gar nicht schlecht: Redding, Hammonds und King warfen allesamt Quoten jenseits der 40 %. Die sonst so sicheren Jagla und Logan hingegen schwächelten. Und so stagnierte Alba bei einer Dreipunktquote von 34 %.

Bayern hingegen konnte sich nicht wie gewohnt auf den so sicheren Wurf aus der Mitteldistanz verlassen, dafür lief es bei den Roten deutlich besser von außen. Sagenhafte 47 % ihrer Dreier fielen durch die Reuse, der höchste jemals geworfene Wert eines Teams in den Finals.⁶

finale_alle

Wurfquoten der beiden Teams in den Finals, ursprünglich aus diesem Post.

Der die gesamten Playoffs schon so treffsichere Malcolm Delaney netzte über 40 % seiner Distanzwürfe ein, Bryce Taylor und vor allem Heiko Schaffartzik gar über 50 %. Und alle drei nahmen sie einen Großteil der Dreipunktwürfe der Münchner.

Unter dem Strich stand für Alba eine eher mäßige effektive Wurfquote von 51,8 %; für eine Playoffserie ist das zwar ein guter Wert, aber die Berliner blieben unter ihrem Saisonschnitt und auch unter dem, was sie gegen Ulm und Quakenbrück aufs Parkett legten. Bayern hingegen konnte sich mit guten 56,8 %eFG deutlich steigern, sowohl im Vergleich zur Hauptrunde als auch zu den ersten beiden Playoffrunden. Klar, Bayern verlor Spiel 2 trotz unglaublicher 60 % aus dem Feld. Ein Team aber, das über vier Spiele so gut trifft, ist nur schwer zu schlagen.

Offensivrebounds

Offensive Reboundrate⁷: Bayern 35,1 %, Alba 32,9 %.

Albas Big Men gehörten in der Regulären Saison zu den besten Offensivreboundern der BBL. Bayern hingegen war gut, ragte aber (zumindest in der BBL) keinesfalls heraus. In den Finals wendete sich das Blatt: Nicht nur reboundete Bayern besser am offensiven, sie nutzen ihre zweiten Chancen vor allem auch deutlich effizienter.

Für die Berliner war es in erster Linie Jan Jagla, der die wichtigen Abpraller in der Offensive sammelte. Trotz Bestleistung im Team blieb er aber deutlich hinter seinem Playoffschnitt zurück. Stattdessen avancierte Yassin Idbihi zum besten Offensivrebounder der Serie.⁸ 47 Fehlwürfe verzeichneten die Bayern mit ihm auf dem Parkett, 6 davon konnte er abgreifen. Das klingt nicht unbedingt bedeutend, macht aber einen Schnitt von 11,3 %; für eine Finalserie ist das ein sehr ordentlicher Wert.

reboundraten_finals

Die besten individuellen Reboundraten in den Finals, sortiert nach OREB%.

Tatsächlich waren es vor allem die von Pesic meistgespielten Aufstellungen um Delaney, Schaffartzik, Taylor und Thompson, die sowohl mit Bryant als auch mit Idbihi auf Center das offensive Brett dominierten.⁹

Ballverluste

Turnoverrate¹°: Bayern 20,2 %, Alba 12,1 %.

Keine einfachen Punkte für den Gegner, das gilt spätestens in den Playoffs. Gerade der FC Bayern war das ganze Jahr über darum bemüht, das Spiel temporeich zu gestalten, mit seinen schnellen und athletischen Spielern ins Rennen zu kommen. Den Münchnern ihre Fastbreakpunkte zu nehmen, in erster Linie also unnötige Ballverluste zu vermeiden, war für Ludwigsburg und Oldenburg schon oberste Devise gewesen. Und auch Alba konnte diesen Teilaspekt gut umsetzen.

Nur 12 % der Berliner Angriffe endeten in einem Ballverlust; in den ersten beiden Runden lag ihr Schnitt noch bei 17 %. Vor allem mit Hammonds im Aufbau kontrollierte Alba die Pace, machte das Spiel langsam und verlor nur selten den Ball. Mission geglückt also.

Die Bayern hingegen hatten gegen Albas Presse mitunter große Probleme im Ballvortrag. Vor allem in den ersten beiden Spielen warfen sie den Ball weg, wie man es bis dato so gar nicht von ihnen gesehen hatte. Pünktlich zur wichtigsten Phase des Jahres. 45 Punkte kassierten Pesic‘ Mannen auf diesem Wege in den Spielen 1 und 2, Alba nur 20. Zwar sprang dabei nur ein Sieg für die Berliner heraus, aber die offensichtliche Anfälligkeit der Bayern machte Mut. In den Folgepartien allerdings bekam Pesic sein Team in den Griff, nach Ballverlusten ließ Bayern insgesamt nur noch 17 Punkte zu.

Alba gewann also die Ballverluststatistik, und das sogar deutlich. In der zweiten Hälfte der Serie konnten sie ihre Ballgewinne allerdings nicht mehr effektiv in Punkte umwandeln.

Freiwürfe

Freiwurfrate¹¹: Bayern 62,1, Alba 33,3.

Freiwürfe. Das große Thema dieser Finals, wenn nicht der gesamten Playoffs. In der deutschen Schiedsrichterszene kommt erst Robert Lottermoser und nach ihm lange nichts. Das ist kein neues Problem, wurde aber in der Postseason ersichtlich wie nie. Trotzdem: Die Bayern bekamen nichts geschenkt. Das Problem ist nicht in einer gewissen Parteilichkeit der Schiedsrichter zu suchen, sondern in fehlender Entscheidungssicherheit allgemein. Und die trifft immer beide Teams, erst recht im Verlauf einer Playoffserie.

Nun kann man argumentieren, dass Bayern über die Serie hinweg deutlich mehr Fouls zog und deutlich öfter an die Linie ging. 32 Freiwürfen pro Spiel für Bayern standen nur 21 Freiwürfe für Alba gegenüber. Klar ist da ein Ungleichgewicht. Wer diesen Unterschied aber auf die Schiedsrichterleistung zurückführt, der verkennt die völlig unterschiedlichen Spielsysteme, die dem zugrunde liegen. Kein Team spielte so aggressiv wie Bayern, hatte einen Point Guard, der in so hoher Frequenz zum Korb zog, oder Big Men, die die Zone so dominieren konnten. Und wer den Ball unter den Korb bringt, der zieht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch viele Fouls. In der Defensive stellte Bayern die Zone zu und zwang den Gegner zu Jumpshots. Und Jumpshooter werden nicht gefoult. Bayerns Freiwürfe waren schlicht systembedingt – ein probates (und offensichtlich erfolgreiches) Mittel.

Hinzu kommt, dass die Berliner nicht erst in den Finals große Probleme mit ihrem Foulmanagement hatten (s. hier). Ulm, ein sehr wildes Team, das gerne auf den Dreier geht, deckte mitunter eklatante Schwächen der Berliner Verteidigung auf. Das Foul wurde zu oft zur letzten Option, den Angriff zu stoppen. Die Artland Dragons, Halbfinalgegner der Berliner und beileibe kein Team, das sein Glück an der Freiwurflinie sucht, taten es den Ulmern gleich: Auch sie zogen deutlich mehr Fouls als die Berliner und gingen deutlich öfter an die Linie.

Die vielen Fouls, die die Berliner in den Playoffs und gerade in den Finals gaben, waren nicht unbedingt Zeichen ihrer so intensiven Defense. Im Gegenteil: Viel zu oft wussten sie sich einfach nicht anders zu helfen.

Fazit

Dass Albas Verteidigung deutlich mehr Ballverluste forcierte, konnte ihre Defizite in anderen Bereichen nicht überspielen. Bayerns Würfe fielen hochprozentig, vor allem der Dreier auf historisch hohem Niveau. Die Münchner griffen sich einen größeren Teil der verfügbaren Offensivrebounds und erarbeiteten sich deutlich mehr Freiwürfe, die sie zudem sicherer verwandelten.

four_factors_finals_formatiert

Vier Faktoren, drei davon pro Bayern. „Der Wille, diese Faktoren zu kontrollieren, führt zu einem erfolgreicheren Team,”¹² sagt Dean Oliver selbst über seine Four Factors. Und der FC Bayern war in diesem Jahr völlig verdient das erfolgreichste von allen.

 

Fußnoten

¹ Für die Zeit vor 1998 stehen leider keine Statistiken zur Verfügung.
² 36 Minuten Spielzeit in den Finals.
³ 41 Minuten Spielzeit in den Finals.
⁴ Ohne Taylor: OffRtg 96 Punkte pro 100 Ballbesitze, DefRtg 134 pro 100. Natürlich stand Taylor nicht alleine auf dem Feld, die Zahlen sind immer auch Ergebnis des Zusammenspiels mit seinen Mitspielern. Trotzdem ist es ein Indikator für seinen Wert.
⁵ Berechnet mit ein, dass der Dreipunktwurf eine höhere Punkteausbeute ermöglicht, und gewichtet ihn deshalb schwerer.
⁶ Wieder: Länger als bis zur Saison 1998/99 reichen die Aufzeichnungen nicht zurück.
⁷ Anteil der eigenen Fehlwürfe, die ein Team (oder Spieler) selbst reboundet.
⁸ Unter allen Spielern mit min. 30 Minuten Spielzeit.
⁹ Offensive Reboundraten nach Lineup: Delaney, Schaffartzik, Taylor, Thompson, Bryant 43,8 %; Delaney, Schaffartzik, Taylor, Thompson, Idbihi 40,0 %.
¹° Ballverluste pro 100 Ballbesitze.
¹¹ Anzahl der Freiwürfe pro 100 Wurfversuche.
¹² „Striving to control those factors leads to a more successful team.“ (Dean Oliver, Basketball on Paper, S. 338).

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Playoffs 2014: Finals-Vorschau http://court-side.de/playoffs-2014-finals-vorschau-fc-bayern-muenchen-alba-berlin/ http://court-side.de/playoffs-2014-finals-vorschau-fc-bayern-muenchen-alba-berlin/#comments Sat, 07 Jun 2014 09:22:45 +0000 http://court-side.de/?p=820 Finals, Baby! Was wurde diese Saison nicht alles geschrieben, kommentiert, gesungen. Von Heimkehrern und Feindbildern, von Trikots an Kreuzen, Etats und Haftstrafen, von blassen MVPs und lauten Trash-Talkern. Wenn der FC Bayern München und Alba Berlin aufeinandertreffen, ist die Liste der Boulevard-Themen endlos.

Diese Finals-Vorschau möchte sich damit aber nicht beschäftigen. Denn in München und Berlin treffen die derzeit besten Basketball-Mannschaften Deutschlands aufeinander. Da kann Uli Hoeneß noch so viele Steuern hinterziehen; was zählt, ist auf dem Platz. Und da bietet die bevorstehende Finalserie eine Menge an erwähnenswerten Aspekten.

Anfangen könnte man bei der offensiven Dominanz, mit der Bayern München durch die Hauptrunde fegte. Oder bei der neu-erwachsenen Defensiv-Philosophie, die Alba augenscheinlich und statistisch zur besten Verteidigung der Liga macht. Dass diese beiden Teams nun in den Finals aufeinandertreffen, ist nur folgerichtig.

[Diesen Artikel habe ich exklusiv für CROSSOVER geschrieben. Wer weiterlesen möchte, folgt einfach diesem Link.]

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Playoffs 2014: Rückblick Alba-Ulm http://court-side.de/beko-bbl-playoffs-2014-ruckblick-viertelfinale-alba-berlin-ratiopharm-ulm/ http://court-side.de/beko-bbl-playoffs-2014-ruckblick-viertelfinale-alba-berlin-ratiopharm-ulm/#comments Thu, 22 May 2014 14:29:20 +0000 http://court-side.de/?p=653 In den Playoffs wird die Uhr auf Null gestellt. Eine gute Hauptrundenplatzierung verspricht Heimrecht und einen vermeintlich schwächeren Gegner in der ersten Runde. Dass sie allerdings nicht automatisch ein erfolgreiches Abschneiden im Viertelfinale verspricht, konnten die siebtplatzierten Artland Dragons gerade erst gegen die favorisierten Bamberger zeigen. Vier Spiele haben die Dragons gebraucht, um den Serienmeister in den frühen Sommerurlaub zu schicken. Denn in den Playoffs geht es nur um Matchups. Natürlich gibt man seine Philosophie nicht auf, aber wer in der Postseason erfolgreichen Basketball spielen will, muss den Mut haben, neue Wege zu gehen. Den Gegner mit taktischen Kniffen überraschen und bereit sein, auf das zu reagieren, was der gegnerische Trainer serviert.

Das galt im Speziellen für Alba Berlin, das ohne den verletzten Center Leon Radosevic in die Viertelfinalserie gegen Ulm starten musste. Ohne Radosevic fehlte Alba nicht nur der defensive Rückhalt unter dem eigenen, sondern auch ein wichtiger Unruheherd unter dem gegnerischen Korb. Radosevic sollte schon im zweiten Spiel zurückkehren, nach seiner Verletzung aber verständlicherweise nicht sofort wieder den Part übernehmen, den er zuvor innehatte.

Offensiv scorte Alba mit 114,9 Punkten pro 100 Ballbesitzen ziemlich genau auf dem Niveau der Hauptrunde. Eine leichte Veränderung im Vergleich zur Regulären Saison zeigte sich aber in Albas Wurfauswahl. Das ganze Jahr über hielten die Berliner ihren Output von hinter der Dreierlinie gering, nur zwei Teams nahmen noch weniger ihrer Würfe aus der Distanz. Ohne Radosevic allerdings fehlten Alba mehr als acht Wurfversuche pro Spiel, die meisten direkt unter dem Korb. Diese Versuche mussten natürlich neu verteilt werden. Das übernahmen vor allem Jan Jagla  und David Logan. Und da beide ausgezeichnete Dreipunktschützen sind, wurde der Ball seltener unter den Korb gebracht und häufiger von außen geworfen. „Das war nichts, was wir uns vorgenommen hatten,“ sagt Cliff Hammonds. „Ulm verschwand oft unter den Blöcken und gab uns so offene Würfe.“ Offene Würfe, die Berlin mit einer Quote von 40 % bestrafte. Diese Taktik der Ulmer ging also nicht unbedingt auf.

Ein weiterer Faktor der offensiven Überlegenheit waren die vielen zweiten Chancen, die Berlin sich erarbeiten konnte. Als eines der besten Offensivrebound-Teams der Liga wussten die Albatrosse die Schwäche der Ulmer am defensiven Brett zu nutzen. „Offensivrebounds sind mit einer Menge Hingabe verbunden,“ weiß auch Jan Jagla. Und für diese Hingabe war sich Alba im Viertelfinale nicht zu schade: 32,2 % der eigenen Fehlwürfe griff Berlin ab; Ulm kam zum Vergleich auf gerade mal 26,7 %.

Dass Jagla selbst ein motivierter Arbeiter am offensiven Brett ist, hat er vor allem in der so wichtigen ersten Begegnung gezeigt. Nicht zuletzt durch seine vier Offensivrebounds, die er allesamt in Punkte umwandelte, hielt er Alba nach nervösem Beginn im Spiel, um in der zweiten Hälfte den Deckel draufzumachen. „Natürlich ist das was, auf das man stolz ist,“ bemerkt er, angesprochen auf seine Stärke in diesem Bereich.

Abgesehen von Spiel Drei, in dem für Alba einfach gar nichts fallen wollte, haben die Berliner durch starke Wurfquoten überzeugt. Und durch mannschaftliche Geschlossenheit. Neben seinem starken Auftritt in Spiel Eins avancierte Jagla zum besten Rebounder der Serie (18 % aller in seiner Spielzeit verfügbaren Rebounds hat er gegriffen; Ulms Daniel Theis kam auf 17 %). Levon Kendall machte in Spiel Zwei und Drei aus gerade mal 18 Würfen 41 Punkte. Dazu kamen David Logan, der im entscheidenden Spiel Vier von außen heißlief, oder Sven Schultze, der frisch von der Bank kommend zwei Dreier einnetzte und die Max-Schmeling-Halle zum Kochen brachte.

Die Serie gegen Ulm hat allerdings auch aufgezeigt, dass selbst die stärkste Verteidigung der Liga nicht auf jede Frage eine Antwort findet. Gerade einmal 98,2 Punkte pro 100 Ballbesitzen ließ Alba in der Hauptrunde zu, mit Abstand Ligabestwert. Im Viertelfinale waren es 108,0 Punkte.

„Wie zufrieden waren Sie mit der Pick-and-Roll-Verteidigung Ihres Teams in der Serie gegen Ulm,“ fragte ein Journalist jüngst Albas Coach Sasa Obradovic und legte damit einen Finger in die Wunde. Denn Ulm hatte ab der ersten gespielten Minute merklich nur ein Ziel: die verletzungsgeschwächte Frontline der Albatrosse zu attackieren. Immer und immer wieder liefen Per Günther oder Edgar Sosa ihre hohen Pick-and-Rolls, aus denen heraus sie oft erschreckend einfache Punkte generierten. Entweder selbst im Drive oder nach Pass auf den abrollenden Screener; vor allem der kantige Trent Plaisted wusste Radosevic‘ Abwesenheit in Spiel Eins zu bestrafen. „Wir haben in der Tat ein wenig unter Ulms Pick-and-Roll gelitten,“ muss Obradovic eingestehen, fügt aber hinzu, dass man „selbst, wenn man alles richtig macht, nicht immer eine Antwort finden kann.“

Und auch auf Daniel Theis hatten die Berliner über weite Strecken keine Antwort parat. Gut 117 Minuten stand der athletische Power Forward insgesamt auf dem Parkett; es wären noch mehr geworden, hätte er im ersten Spiel nicht früh schon mit Foulproblemen zu kämpfen gehabt. In dieser Zeit erzielte Theis knapp ein Drittel aller Ulmer Punkte und ging so oft an die Linie wie kein anderer Spieler in der Serie. Vor allem aber defensiv funktionierte Ulm mit ihm sehr gut, ließ gerade mal 86,6 Punkte pro 100 Ballbesitze zu. Theis ist der einzige Ulmer, in dessen Spielzeit die Donaustädter mehr Punkte erzielten als die Berliner.

Nicht nur für Theis allerdings, sondern für das ganze Ulmer Team wurde das Spiel von der Freiwurflinie zu einem bestimmenden Faktor in der Offensive, konnten sie doch immer wieder in die freien Räume penetrieren. Einfache Punkte mit Fouls zu verhindern, ist natürlich gerade in den Playoffs ein probates Mittel. Alba allerdings ermöglichte es Ulm, so oft an die Linie zu gehen wie kein anderer Viertelfinalist. Auf 113 Freiwurfversuche können sie in den vier Spielen verweisen, in jedem vierten Angriff nahmen sie quasi die Chance auf zwei einfache Punkte mit. Damit einher gingen Foulprobleme für Alba, vor allem für Kendall, der den Ring für den Großteil der Serie ohne Radosevic gegen die Ulmer Offensivwellen verteidigen musste. Da Ulm die eigenen Freiwürfe auch noch sicher verwandelte (81 %), erzielten sie fast ein Drittel ihrer Punkte von der Linie. Die Berliner hingegen zogen weniger Fouls für deutlich weniger Freiwürfe, die sie deutlich weniger sicher verwandelten (66 %).

„Wir werden unsere Pick-and-Roll-Verteidigung anpassen,“ prophezeit Jan Jagla jedenfalls zuversichtlich. Und wenn hier die defensiven Schwächen in der Serie gegen Ulm lagen, so haben sie ja auch einiges richtig gemacht. Die 108,0 erlaubten Punkte pro 100 Ballbesitze liegen unter Albas Saisondurchschnitt, rangieren aber im Vergleich der Playoffteams immerhin an vierter Stelle hinter den Teams aus Bonn, Oldenburg und München. Sehr erfolgreich hat Alba den Ulmern vor allem ihr Dreipunktspiel genommen; ein Aspekt, der mit Blick auf die Serie gegen Artland einen hohen Stellenwert besitzt. Zudem ist Ulm seit Jahren eines der schnellsten Teams der Liga. Die Berliner allerdings schafften es, den Ulmern ihre Fastbreaks zu nehmen und sich von ihrem mitunter wilden Spiel nicht nervös machen zu lassen.

Die Dragons hingegen sind ein sehr diszipliniertes Team. Gegen Bamberg verloren sie nur selten den Ball, oft opfern sie den Offensivrebound, um stattdessen früh ihre Verteidigungsposition einzunehmen. „Sie spielen sehr kontrolliert,“ weiß auch Coach Obradovic. „Eine aggressive Defense, die keine einfachen Punkte zulässt und jeden Fastbreak zur Not mit Fouls zu stoppen versucht.“

Die Dragons spielen langsam, geduldig und konzentriert. Gegen Bamberg ging fast 70 % aller Körbe der Dragons ein Assist voraus; mit Abstand höchster Wert in den Playoffs und ein Anhaltspunkt dafür, wie gut sie den Ball laufen lassen. Und wer den freien Mann sucht, findet die offenen Würfe. Eine herausragende Quote aus dem Dreipunktland (42,7 %), zwei sich gut ergänzende Center unter dem Korb und ein David Holston, der Spiele im Alleingang entscheiden kann. Am Dienstag starteten die Albatrosse mit der Vorbereitung auf die Serie, die am Sonntagnachmittag in der o2 World beginnt. Bis dahin steht den Berlinern noch eine Menge Arbeit bevor.

Anmerkung: Den Artikel habe ich für albaberlin.de geschrieben, wo er dementsprechend auch als erstes erschienen ist. Vielen Dank dafür! Direktlink hier.

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Playoffs 2014: Berlin-Ulm http://court-side.de/beko-bbl-playoffs-2014-alba-berlin-ratiopharm-ulm/ http://court-side.de/beko-bbl-playoffs-2014-alba-berlin-ratiopharm-ulm/#comments Thu, 08 May 2014 16:12:21 +0000 http://court-side.de/?p=610 Alba Berlin gegen ratiopham Ulm. Im letzten Jahr hätte man guten Gewissens Geld auf ein Weiterkommen Ulms setzen können. In diesem Jahr sollte man nicht gegen Alba wetten – egal in welcher Runde. Drei Mal kam es in dieser Saison zum Aufeinandertreffen zwischen den beiden Teams, drei Mal behielten die Hauptstädter die Oberhand.

Wer sich an die Bilder des enttäuschten Per Günther nach dem verlorenen Pokal-Finale erinnert, der kann sich aber sicher sein, dass Ulm den Kampf erneut mit voller Motivation annehmen wird. Klar, John Bryant ist Geschichte, aber den Berlinern fehlt Leon Radosevic. Alles auf null also?

Der Verlust von Radosevic ist natürlich ein herber Schlag für die Berliner, fungiert er doch als defensiver Anker in der besten Verteidigung der Liga. Offensiv ist er aus (fast) allen Lagen gefährlich, reiht sich zudem in die diesjährige Riege der Alba-Big-Men ein, die alle erstaunlich gut passen können. Ob Alba-Coach Sasa Obradovic den Ausfall kompensieren kann, wird sich erst zeigen.

Ulms Stärken: Günther und Theis

Denn was für Berlin in dieser Hinsicht tatsächlich zu einem mittelschweren Problem werden könnte, ist Daniel Theis unglaubliche Athletik. Gerade ihm, der offensiv oft auch als „Stretch-Four“ agiert, würde Radosevic mit seiner Physis unter dem Korb einiges entgegensetzen. Oder andersherum: Ohne Radosevic könnte Daniel Theis, kürzlich zum besten Nachwuchsspieler gekürt, Albas Big Men vor schwerlösbare Aufgaben stellen. Levon Kendall ist ein guter Post-Verteidiger, wohl aber etwas zu langsam, um Theis im Eins-gegen-Eins vor sich zu halten. Vermutlich wird aus diesem Grund oft Alex King, ab und zu Sven Schultze gegen Theis verteidigen. Aber egal, wie diese Serie ausgeht, Ulms Nummer zehn wird auch in den Playoffs regelmäßig durch die „Highlight-Reels“ der Beko BBL fliegen.

Dass Per Günther gegen Alba scoren kann, hat er im Pokalfinale bewiesen, als er für 25 Punkte in 27 Minuten explodierte. Dass Albas Guards ihn verteidigen können, zeigten wiederum die beiden Hauptrundenbegegnungen der Teams. Per Günther ist aber so viel mehr für Ulm, als nur ihr zweitbester Scorer. Er bestimmt das Tempo, schafft die Räume, spielt die Pässe und – Phrasenschweinalarm – macht seine Mitspieler besser. Gut, dass die Hauptstäder den „Defensive Player of the Year“, Cliff Hammonds, auf ihn ansetzen können.

Berlins Stärken: beste Verteidigung, flexible Offensive

In Albas Verteidigung leistet jeder seinen Teil, aber Hammonds sticht heraus. Wenn die Gegner ihm körperlich nicht zu sehr überlegen sind, kann er jeden verteidigen (und tut es auch). Offensiv stellte er seine Stärken eher in der Spielgestaltung als im Abschluss unter Beweis. Im letzten Saisonspiel gegen Bayern allerdings fing er plötzlich an, verrückte Fade-aways aus der Halbdistanz zu nehmen. Klar, wenn sie reingehen, kocht die Halle. Aber warum die ganze Saison durch intelligente Wurfauswahl glänzen, um dann in der entscheidenden Phase die wilden Dinger zu nehmen? Hoffentlich nur eine Momentaufnahme.

Denn offensiv hat Alba eigentlich ganz anderes zu bieten. Reggie Redding als nach wie vor legitimer MVP-Kandidat, David Logan, der immer heiß laufen kann, Jan Jagla, der nicht nur die offensiven Bretter bearbeitet wie kein zweiter im Team, sondern auch noch lässige 43 Prozent von hinter der Dreierlinie trifft. Alles gut in Berlin.

Einziges Manko vielleicht: die Ballverluste. Für ein Team wie Ulm, das das Spiel gerne schnell macht (nur Hagen und Vechta pressten diese Saison mehr Ballbesitze in die 40 Minuten Spielzeit), sind Turnover im Spielaufbau natürlich ein gefundenes Fressen. Günther, Will ClyburnCam Long (wenn er denn rechtzeitig fit wird) – Ulm hat genügend schnelle Spieler, die unnötige Ballverluste in einfache Punkte umwandeln können.

Auch Albas Dreier spielt über die Saison gesehen keine große Rolle. Nur zwei Teams nehmen einen noch kleineren Teil ihrer Würfe von jenseits der Dreierlinie, die Wurfquote der Hauptstädter aus dieser Distanz liegt auf Höhe des Ligadurchschnitts. Ulm allerdings hat von außen so viel zugelassen, wie sonst nur Frankfurt, was wiederum Logan und Jagla zu Gute kommen könnte.

Allgemein hat Ulm dieses Jahr keinen überragenden Defensiv-Basketball gezeigt; das ist aber nichts Neues. Mit 112,2 Punkten pro 100 Ballbesitzen suchen sie ihr Glück eher in der Offensive. Wie sie allerdings ihr schnelles Umschaltspiel gegen Berlins konzentrierte Defensive durchbringen, wird sich zeigen. Auch die Ballverluste, die Ulm über die gesamte Saison gut kontrollieren konnte, werden sich gegen Albas Presse häufen – kein Team forciert mehr Turnover als die Berliner.

Prognose

Das diesjährige Alba-Team, das vor der Saison komplett neu zusammengestellt wurde, kassierte als einziges in der Bundesliga weniger als 100 Punkte pro 100 gegnerische Ballbesitze. Offensiv sind nur die Bayern effizienter. Vor kurzem warf Simon Jatsch die Frage auf, ob Alba der beste Drittplatzierte der BBL-Geschichte sei. Das lässt sich schwer messen, augenscheinlich ist aber viel dran.

Trotzdem werden sie mit Ulm ihre Probleme haben. Viel Pick-and-Roll zwischen Günther und Theis für viele Punkte gegen die beste Verteidigung der Liga. Der Autor meint: Ulm gewinnt beide Heimspiele, Alba entscheidet die Serie aber am 21. Mai vor eigenem Publikum für sich.

Alba in fünf.

Anmerkung: Den Artikel habe ich für CROSSOVER geschrieben, wo er dementsprechend auch als erstes erschienen ist. Wie immer besten Dank dafür! Direktlink hier.

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Das Team ist der Star http://court-side.de/das-team-ist-der-star/ http://court-side.de/das-team-ist-der-star/#comments Tue, 25 Mar 2014 16:59:33 +0000 http://court-side.de/?p=123 In Berlin wird wieder Basketball gespielt. Basketball, der das Team in der Liga in Lauerstellung hinter dem Überflieger aus München und dem Serienmeister aus Bamberg platziert. Basketball, der die Albatrosse in Europa bis ins Eurocup-Viertelfinale geführt hat. Und vor allem Basketball, der den gebeutelten Fans in der Hauptstadt wieder Spaß am Spiel gelehrt hat.

Das Erfolgsrezept der Berliner ist eine herausragende Defensivleistung, dazu an anderer Stelle mehr. Offensiv sind sie die Anti-Rockets, nehmen mehr Würfe aus der Mitteldistanz als jedes andere Team und legen wenig wert auf das Spiel hinter der Dreier-Linie. Spielen die Albatrosse den Ball in die Zone, schließen sie hochprozentig ab (58,2 %) oder suchen den Weg an die Freiwurflinie, den nur zwei Teams noch öfter finden als sie.

Werfen wir einen Blick auf die Spieler, die sich im Teamverbund herausheben, positiv wie negativ.

Jan Jagla als Offensive Enforcer

Der Neuköllner Jung kehrt heim. Oder kehrte, vor der Saison. Begleitet von vielen Pfiffen; den Weltenbummler, der sich als letzte Destination die bösen Bayern ausgesucht hatte, wollte man nicht in der o2 World sehen. Das kollektive Fan-Herz aber erinnert schlecht und so war die Wurst… äh Wut schnell vergessen. Mit Recht. Zwar spielt Jagla weniger, als ihm lieb ist (was ihm allerdings bewusst war, bevor er unterschrieb), seine Rolle füllt er aber mehr als gut aus.

Natürlich hat er, wie schon immer, Tage, an denen so gar nichts läuft. Wenn sein Dreier nicht fällt, bleibt er blass. Diese schlechten aber werden immer weniger, die guten immer mehr. Pro 100 Ballbesitze erzielt Alba mit Jagla auf dem Parkett 28 Punkte mehr als der Gegner. Er ist kein Starter, seine Gegenspieler kommen ebenfalls von der Bank, aber mit 125,9 Punkten pro 100 produziert Jagla das beste Offensiv-Rating aller Albatrosse. Die Defensive bleibt mit ihm mehr als stabil und so erzielen die Berliner auf 40 Minuten gerechnet mit ihm 19,8 Punkte mehr als der Gegner, ebenfalls Bestwert. Ohne ihn liegt die Differenz bei gerade mal 6,8 Punkten.

Alba-Lineups OffRtg DefRtg NetRtg OREB% DREB% TREB%
mit Jagla 125,9 97,9 28,0 41,8 71,3 56,2
ohne Jagla 111,9 102,3 9,6 31,9 70,8 51,7

 

Die „Twin Towers“ als Defensive Stoppers

Der eine „das größte Talent im europäischen Basketball“ (Sasa Obradovic), der andere „der talentierteste Große in der nordamerikanischen Musikszene“ (Unbekannt). Robert Jerzy nannte sie gleich zu Saisonbeginn die „Twin Towers“. Leider konnte sich die Begrifflichkeit nicht durchsetzen, ist sie doch gleichermaßen passend wie gut vermarktbar.

Kendall produziert für sich genommen schon das beste Defensiv-Rating aller Berliner Aufstellungen (95,9 Punkte pro 100). Stellt Obradovic ihm aber Radosevic zur Seite, geht beim Gegner gar nichts mehr. 91,8 Punkte lassen die Berliner pro 100 Angriffe dann zu, ein unglaublicher Wert. Will Obradovic mehr Offensive, nimmt er Radosevic wieder raus und schiebt Kendall auf die 5. Naja, und noch mehr Defensive geht jawohl kaum. Kein Team lässt unter dem Korb weniger Punkte zu als Alba; die beiden sind der Hauptgrund.

Most Overrated vs. Most Valuable

David hier, Logan da. Wie oft fällt der Name, wenn es um Berliner Siege geht. Ja, Logan ist Top-Scorer der Albatrosse. Ja, er trifft seinen Dreier hochprozentig.  Ja, er ist ein wichtiger Pfeiler für Albas Erfolg. Nein, er ist kein Point Guard. Nein, er kann das Team nicht führen. Nein, er ist nicht Albas wichtigster Spieler.

Zugegeben, der Nein-Teil ist eine sehr subjektiv gefärbte Einschätzung. Fakt ist, dass Alba die wenigsten Turnover spielt, wenn Logan ohne Hammonds, also als uneingeschränkter Einser auf dem Parkett steht. Trotzdem: Alba möchte natürlich nicht auf Logan verzichten, hat aber mindestens drei Spieler, die wichtiger sind als er.

Der stille MVP

Seit seinem (fragwürdigen) Gamewinner gegen Bonn, der Alba den Weg ins Pokal-Halbfinale ebnete, bekommt Redding endlich die Beachtung, die er verdient. Einige werden sich seines MVP-Cases annehmen, wenn die Zeit gekommen ist, da kann man sich sicher sein.

Momentan fühlt man sich aber schnell auch Hammonds verplichtet, denn obwohl er nicht die großen Würfe nimmt, so bereitet er sie zumindest vor. Er verteidigt die besten Spieler der Gegner, statt ihnen Game-Winner ins Gesicht zu werfen. Ob das für den MVP reicht? Wahrscheinlich nicht. Aber die Zahlen zeigen, warum er dafür zumindest in Frage käme.

Alba erzielt  auf 40 Minuten hochgerechnet 12,9 Punkte mehr als der Gegner, wenn Hammonds das Spiel leitet, nur 6,4 Punkte, wenn er sitzt. Die Differenz ist Bestwert nach Jagla. Nur spielt Hammonds am Anfang und am Ende eines Spiels, steht stets gegen das Beste auf dem Parkett, was der Gegner zu bieten hat. Und vor allem deutlich länger.

Alba bereitet mehr Körbe vor, wenn Hammonds spielt, begeht weniger Turnover. Die Quoten steigen, vor allem im Dreier-Bereich von lausigen 27,7 % auf starke 37,5 %, wenn er das Feld betritt. Ersteres Rang 18 im Liga-Vergleich, letzteres Rang 4.

Er macht seine Mitspieler besser. Das, was man von einem Point Guard erwarten darf. Für einen MVP-Titel ist sein Abschluss zu schwach, außerdem drängt sich teamintern ein Redding noch eher auf. Trotzdem: Albas starke Saison ist zu einem großen Teil auch seiner Verpflichtung geschuldet.

WoBo

Wer den längsten Namen der Liga hat, darf sich mit kurzen Überschriften zufriedengeben. In Bonn hatte er den Heimvorteil, in Berlin muss er Profi sein. Und schnell hatten ihn die Hauptstädter auch ins Herz geschlossen. Von Beginn an verkörperte er eine Arbeitseinstellung, die im Laufe der Saison zum Markenzeichen der Albatrosse werden sollte.

Aber es ist ruhiger geworden um ihn. Die Sprechchöre verstummten, die Spielzeit wurde weniger, die Leistungen schwächer. Noch immer wirkt er oft verloren auf dem Spielfeld. Offensiv kann er heißlaufen, ist aber nicht nur von der Freiwurflinie limitiert. Und tatsächlich erzielt Alba mit ihm gut 10 Punkte weniger pro 100 Ballbesitze als ohne ihn.

Zwei Dinge aber sind es, die den Nachwuchs-Center im Team so wichtig machen: Alba ist das zweitbeste Rebounding-Team der Liga und Wobo ist Albas bester Rebounder. Vor allem am offensiven Brett dominiert er, greift 17,0 % aller Fehlwürfe ab; Jagla kommt als zweitbester Mann gerade mal auf 11,4 %. Dazu hat er bisher 99 Fouls gezogen, mehr als seine Big-Men-Kollegen Kendall und Radosevic zusammen. Und das in gut einem Drittel der Spielzeit.

Spieler Minuten OREB%
DREB% TREB%
Wohlfahrt-Botterman 330 17,0 14,9 16,7
Kendall 544 7,2 18,1 13,3
Jagla 323 11,4 12,5 11,8
Radosevic 406 7,2 12,5 11,0
King 497 6,8 13,2 10,8

 

Was nicht so läuft

Auch das beste Defensiv-Team der Liga hat seine Schwachstellen. Offensiv fügen sich Alex King und Vojdan Stojanovski gut ins Mannschaftsgefüge ein, defensiv aber fällt die Leistung der Albatrosse deutlich ab, wenn die beiden auf dem Feld stehen.

Mit Alex King auf dem Parkett kassiert Alba 107,9 Punkte pro 100 Ballbesitze und plötzlich fiele man hinter Teams wie Ulm oder Frankfurt zurück. Wenn King sitzt, ist man mit nur 94,8 Punkten wieder besser als der Rest. Vor allem, wenn er auf Power Forward spielt, fällt Albas Leistung deutlich ab.

Vojdan Stojanovski ist offensiv einer für die Fundamentals, defensiv fehlt ihm oft die Athletik gegen körperlich überlegenen Flügelspieler. 105,7 Punkte pro 100 kassiert Alba mit ihm, 96,9 Punkte ohne ihn.

Und noch etwas, das auffällt: In letzter Zeit lässt Obradovic Jan Jagla immer häufiger für einige Minuten als Center spielen. Warum, erschließt sich zumindest nicht sofort. Die Zahlen sind wenig belastbar, aber sie bestätigen den persönlichen Eindruck: Offensiv top, defensiv absoluter Ober-Flop.

X-Faktor: Team-Defense

Alba hat die beste Defense der Liga, und es ist nicht mal knapp. 98,1 Punkte pro 100 Ballbesitze lassen die Hauptstäder in dieser Saison zu, kein anderes Team hält seine Gegner unter 100. Sie forcieren schlechte Würfe und die meisten Turnover, im Defensiv-Rebound rangieren nur die Bayern und Würzburg vor ihnen.

Selbst verlieren die Berliner zwar sehr oft den Ball, verteidigen in diesen Situationen aber auch herausragend: 88,5 Punkte pro 100 Ballbesitze lassen sie nach Ballverlust zu, mit großem Abstand Liga-Spitze; genau wie nach Offensiv-Rebounds (89,1 zugelassene Punkte pro 100), nur dass der Vorsprung vor der Konkurrenz hier noch größer ist.

Defense DefRtg Rang Opp eFG% Rang Opp TOV% Rang DREB% Rang Opp FT/G Rang
Alba 98,1 1 46,8 1 22,1 1 72,2 3 23,8 4
Liga-Schnitt 108,1 51,2 19,1 69,7 21,1

 

Vor zwei Wochen hielt diese Defense die Bamberger bei 58 Punkten und einer ihrer schlechtesten Offensiv-Leistungen des Jahres. Sollte Alba das nochmal gelingen, gehört das Pokal-Halbfinale ihnen.

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The Offensive Board That Should Have Been A Foul http://court-side.de/the-offensive-board-that-should-have-been-a-foul/ http://court-side.de/the-offensive-board-that-should-have-been-a-foul/#comments Thu, 06 Feb 2014 10:56:24 +0000 http://blog.court-side.de/?p=101 Bonn lead by 3 with under ten to go. Radosevic goes to the line, makes his first free-throw, misses the second on purpose and hopes for the offensive rebound.

Now, this is where it gets interesting. Redding actually does rebound the miss, steps out behind the 3PT line and makes the shot in heavy traffic, makes it 88:87, Alba win in regulation.

I thought Gaffney was fouled by Jagla under the basket. They both battle hard, but I think Gaffney holds on to Jagla after Jagla initiates contact and kind of throws him down. It was a poor box-out by Looby on Redding, but without Gaffney falling to the ground, Redding would never have gotten that offensive board

You decide for yourself whether Alba deserved that trip to the Final Four which this win granted them:

jagla1

#1

jagla2

#2

jagla3

#3

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#4

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